Digitale Logos-Edition
Hans F. Bayers Kommentar zum Markusevangelium in der Historisch Theologischen Auslegung in der 2. Auflage von 2013. Die Historisch-Theologische Auslegungsreihe des Neuen Testaments ist ein Projekt von Exegeten aus dem evangelikalen Bereich. Sie will mit wissenschaftlicher Gründlichkeit die Aussagen der neutestamentlichen Texte im Hinblick auf ihre historische Situation, ihre literarische Eigenart und mit betonter Berücksichtigung ihrer theologischen Anliegen erläutern und verständlich machen. Dabei werden neben den traditionellen auch neuere exegetische Methoden und Forschungsergebnisse berücksichtigt. Das Besondere dieser Kommentarreihe ist, dass über die möglichst präzise historische Erklärung hinaus Brücken in die kirchliche Gegenwart geschlagen werden. Die Auslegung behält dabei die Praxis von Verkündigung und Seelsorge im Blick.
Aus der Sicht der pharisäischen Schriftgelehrten gleicht eine derartige Tischgemeinschaft dem Bejahen der Ungerechtigkeit und Unreinheit der Zöllner (vgl. Lk 19,7–8; Mt 11,19; siehe ferner Gal 2,11f; Apg 11,1–3) und anderer Sünder.
Der Vater ist zu allem bereit, aber u.a. aufgrund von Zweifel und Enttäuschung über die Jünger Jesu unfähig, dieses Vertrauen auszuüben. Seine Haltung ist jedoch insofern vorbildlich, als er sich sofort in seiner Glaubensarmut aufschreiend an Jesus wendet, um einen derartigen Glauben zu empfangen und einzuüben (ich glaube, hilf du meinem Unglauben), d.h., „ich will vertrauen, verhelfe mir dazu, meinen Zweifel zu überwinden“.
Das Ziel des Nachfolgerufs ist nicht Selbstverleugnung oder Kreuztragen, sondern Bereitschaft, Jesus nachzufolgen (vgl. 1,18; 2,15). Das bedeutet, Selbstverleugnung (vgl. 14,30.31.72) und Kreuztragen können nicht mit Selbstzerstörung oder pathologischer Selbstanklage oder gar einem Märtyrerkomplex gleichgesetzt werden. Sie sind vielmehr notwendige Voraussetzung zur echten Nachfolge: nicht mehr und nicht weniger.
Das „Versetzen eines Berges“ (was Jesus selbst nie buchstäblich tut) hat durch den Kontext eine negative Aussagerichtung mit der Absicht, dass das beseitigt wird, was dem „Fruchttragen wie ein unüberwindbarer Berg“ im Wege steht, d.h., was Gott widerstrebt. Einen „Berg zu versetzen“ (V. 23) dient also nicht dem eigenen Vorteil oder der Demonstration des eigenen Glaubens (im Gegensatz etwa zu 1Kor 13,2), sondern dem Fördern des wahren Gottesdienstes.
Die Historisch Theologische Auslegung schließt eine große Lücke in der deutschsprachigen evangelikalen Bücherwelt. Erstmals gibt es eine echte Alternative zu den historisch-kritischen Kommentaren.
—Jakob Haddick, Logos-Blog