Digitale Logos-Edition
Der Jakobusbrief hat es seinen Auslegern noch nie leicht gemacht. Viele Fragen zu Theologie, Intention, Adressaten, Struktur, Tradition und den Abfassungsverhältnissen sind bis heute umstritten. Methodische Sorgfalt und umfassende Reflexion sind deshalb bei der Interpretation geboten. Es gilt vor allem, den Gedankengang des Jakobusbriefes möglichst genau nachzuzeichnen. Neben diese Aufgabe tritt die kritische Würdigung der gerade in jüngerer Zeit reichlich erschienenen Sekundärliteratur mit ihren Ansätzen und Vorschlägen. Besonders im Blick auf die theologiegeschichtliche Verortung des Briefes bevorzugt der Autor einen induktiven Ansatz. Entscheidend ist somit nicht etwa die Identifizierung des Verfassers, sondern die Relation des Jakobusbriefes zu anderen frühchristlichen Dokumenten (Paulus, Matthäus, Apostolische Väter). Insgesamt ist der Jakobusbrief am besten als eine Stimme am Ende des 1. Jahrhunderts zu verstehen. Er will — in der Form eines “Diasporabriefes” — die Christen davor bewahren, sich an die “Welt” zu verlieren, und sie daran erinnern, das “Ziel” zu erreichen. Dafür greift er auf eine breite Traditionsfülle zurück.