Digitale Logos-Edition
Nach der Behandlung der Entstehungsfragen wird der 1. Korintherbrief unter Voraussetzung seiner literarischen Einheitlichkeit und unter Berücksichtigung des internationalen Forschungsstandes fortlaufend ausgelegt. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Exegese der theologischen Argumentation des Paulus in der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Problemen der korinthischen Gemeinde.
Bei den „Machttaten“ ist wohl an spezielle exorzistische Wirksamkeiten zu denken (Mark. 6,7; 9,38-39; Apg. 8,7.13 u. ö.), wie sie auch für Jesus (z. B. Mark. 3,22-35; 6,2.5; Matth. 12,28) und seine Jünger (Mark. 3,14-15; 6,13; Luk. 9,1-2; 10,17–20; Matth. 10,1.7-8) bezeugt sind. Jedenfalls sind sie hier wie auch in V.28-29 von Heilungen unterschieden. Nach 2.Kor. 12,12 hat Paulus in der korinthischen Gemeinde δυνάμεις vollbracht; innerhalb der plerophoren Aufzählung der geistgewirkten Wundertaten des missionierenden Apostels (vgl. ähnlich Röm. 15,18-19) haben sie freilich eine allgemeinere Bedeutung. - Erst am Schluß nennt der Apostel die ekstatischen Charismen. Auch darin wird eine Korrektur erkennbar.
Gelegentlich meint man, es gehe nicht um eine zusätzliche Kopfbedeckung, sondern um die Haartracht, nämlich darum, daß korinthische Frauen ihr kunstvoll hochgestecktes und verziertes Haar im Gottesdienst als Ausdruck ihrer Ekstase lösten.
Am ehesten wird man - gerade wegen der Verbindung mit ἔχειν - bei der eigentlichen Bedeutung „Macht, Gewalt“ bleiben
Die korinthischen Frauen, die am Gottesdienst sonst wohl grundsätzlich mit bedecktem Kopf teilnahmen, ließen ihre Kopfbedeckung fallen, sobald sie zum Gebet oder zum Prophezeien auftraten. Auf diese Weise kam ihre vom Geist gewirkte Gleichheit mit den Männern zum Ausdruck. Paulus weist solch ein Verhalten als unangebracht zurück. Der Mann würde, sofern er mit bedecktem Kopf auftritt, diesen durch solche einer Frau zustehende Tracht „entstellen“.