Digitale Logos-Edition
„Zwischen den beiden großen jüdischen Aufständen gegen die Römer in Palästina, also zwischen den Jahren 73 und 132 n. Chr., muß die Schrift entstanden sein, die man die Antiquitates Biblicae (oder den Liber Antiquitatum Biblicarum) nennt und die man früher auf Philo von Alexandrien zurückgeführt hat. Man weiß heute, daß der große jüdische Philosoph als Verfasser der AntBibl nicht in Frage kommt, daß ein Unbekannter, wahrscheinlich ein pharisäischem Denken nahestehender Gelehrter, das Werk verfaßt haben muß.
Es ist der geschichtlichen Situation verpflichtet, in der es entstanden ist: Der Tempel ist zerstört, das Priestertum vernichtet, der Kultus unmöglich geworden. Nichts ist Israel geblieben als das Gesetz, der Bund Gottes, der die Gehorsamsforderung einschließt. Damit ist Israel alles geblieben. - Hier stehen wir im Zentrum der AntBibl. Getrieben von dem Willen, das Gesetz vom Sinai, den Bund Gottes mit Israel, als die entscheidende Kraft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Israels zu erweisen, ordnet der Verfasser die gesamte Geschichte Israels eben diesem Gesichtspunkt unter. An der Treue zu dem durch das Gesetz vermittelten Bund entscheidet sich das Schicksal Israels: Bewahrt es den Bund, so bleibt es selbst bewahrt; bricht es den Bund, so muß es selbst zerbrechen.“
Sammlungspreis: Dieses Werk ist auch als Teil der Sammlung Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ): Alte Folge (6 Bde.) erhältlich.
Christian Dietzfelbinger (* 16. April 1924 in Kirchfarrnbach; † 23. August 2021 in Tübingen) war ein deutscher evangelischer Theologe.