Digitale Logos-Edition
„Die ursprünglich anonyme, erst viel später Weisheit Salomos genannte Schrift macht auf den Leser einen schillernden Eindruck. Zusätzlich zur Anonymität werden alle Personen-, Volks- und Ortsnamen gemieden. Eindeutige Hinweise auf Institutionen des israelitischen Volkes und Glaubens fehlen ebenfalls. Die himmlische Weisheit ist im ganzen vorderen Orient bekannt. Die Verweise auf die an die Väter ergangenen Eidschwüre (12,21; 18,6.22) und auf Bundesschlüsse (18,22) setzen zwar für den Kenner biblische Tradition voraus, aber sie sind für hellenistische Ohren dennoch genügend allgemein und verständlich. In 9, 1—12 ist ein fiktives Salomo-Gebet verwandt, aber sobald der Name Salomo getilgt ist, liest es sich so, daß man von jeder hellenistischen Tradition aus bequem Zugang zu einem Verständnis findet. So entzieht sich die Schrift bewußt aller direkten Identifizierungsmöglichkeit.
Das Werk will keine israelitisch-jüdische Schrift sein, jedenfalls nicht im Sinne einer sprachlich, ethnisch, kulturell oder religiös spezifischen historischen oder geographischen Identität. Das Werk arbeitet stilistisch und begrifflich mit den Mitteln internationaler Bildung der hellenistischen Welt.“
Sammlungspreis: Dieses Werk ist auch als Teil der Sammlung Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ): Alte Folge (6 Bde.) erhältlich.
Dieter Georgi (* 6. Juni 1929 in Mittelsömmern; † 1. März 2005 in Frankfurt am Main) war ein deutsch-amerikanischer evangelischer Theologe, Neutestamentler und Hochschullehrer.