Digitale Logos-Edition
„Wie andere Apokalypsen so versteht sich auch das Henochbuch als von einem Patriarchen der Urzeit verfaßt (vgl. Gen. 4,17; 5,18—24). Der „Siebente nach Adam“ (Jud 14), der mit Gott „wandelte“ und den Gott von der Erde aufnahm, wird in der literarischen Gestaltung der Apokalyptiker zum Propheten und Weisen: Er versteht die Hintergründe alles irdischen Geschehens und die Geschichte seines Volkes (LXXXV—XCI), das Handeln der Engel, auch das der bösen, die im eschatologischen Gericht vernichtet werden (vgl. VI—XIII u. ö.); während zweier Himmelsreisen erhält er kosmographische Kenntnisse (XVII—XXX VI), und schließlich weiht ihn Uriel in die kosmologischen Geheimnisse ein (LXXII—LXXXII). Diese ihm mitgeteilten Einsichten gibt Henoch in Lehr- und Strafreden (XCII—CV) an die Frevler und Frommen weiter und wird so zum prophetischen Mahner.
Daß sich in religionsgeschichtlich benachbarten Kreisen Gestalten mit ähnlichen Zügen finden, verwundert nicht.“
Sammlungspreis: Dieses Werk ist auch als Teil der Sammlung Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ): Alte Folge (6 Bde.) erhältlich.
Siegbert Uhlig (* 16. Februar 1939 in Königsberg) ist ein deutscher Afrikanist. Als Professor lehrte er in Hamburg von 1990 bis 2004 für Afrikanische Sprachen und Kulturen mit Schwerpunkt Äthiopistik.